013 - Blutmond by Jo Nesbø

013 - Blutmond by Jo Nesbø

Autor:Jo Nesbø [Nesbø, Jo]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
ISBN: 9783843728775
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2022-11-23T23:00:00+00:00


KAPITEL 28

Samstag. Letzter Akt.

Die einzige Lichtquelle waren die Lampen am Boden des Beckens, die flackernd die halbdunklen Wände und die Decke beleuchteten. Harry gab es auf, die Details der Berichte noch einmal im Kopf durchzugehen, als er sie sah. Alexandras Badeanzug zeigte mehr von ihrem Körper, als wenn sie splitternackt gewesen wäre. Er legte den Ellenbogen auf den Beckenrand, als sie ins Wasser stieg, das nach Aussage des Portiers im The Thief Spa exakt fünfunddreißig Grad warm war. Alexandra betrachtete ihn, wie er sie betrachtete, und lächelte. Es war das geheimnisvolle Lächeln einer Frau, die ganz genau wusste – und es mochte –, wenn Männern gefiel, was sie sahen.

Sie schwamm zu ihm. Abgesehen von einem Paar am anderen Ende hatten sie das Becken für sich. Das Wasser war nicht tief, es reichte ihnen nur bis zur Brust. Harry nahm die Champagnerflasche aus dem Kühler auf dem Beckenrand, schenkte ein Glas ein und reichte es ihr.

»Danke«, sagte sie.

»Danke, so im Sinne von Wir sind quitt ?«, fragte er und sah ihr zu, wie sie trank.

»Auf keinen Fall«, sagte sie. »Nach allem, was in der VG stand, wäre es doch sehr, sehr unangenehm, wenn herauskommt, dass ich unter der Hand DNA-Analysen für dich gemacht habe. Ich will, dass du mir ein Geheimnis erzählst.«

»Hm, und was soll das sein?«

»Das entscheidest du.« Sie schmiegte sich an ihn. »Es muss aber ein sehr dunkles Geheimnis sein.«

Harry sah sie an. In ihrem Blick lag etwas, das er auch bei Gert gesehen hatte, als er sein Schlaflied hören wollte. Alexandra wusste, dass Harry Gerts Vater war, und ein verrückter Gedanke kam ihm. Er könnte ihr auch den Rest anvertrauen. Er starrte auf die Champagnerflasche. Hatte schon beim Bestellen – mit nur einem Glas – gewusst, dass es eine schlechte Idee war. So wie es eine schlechte Idee sein würde, ihr das zu erzählen, was nur Krohn und er wussten. Er räusperte sich.

»Ich habe in Los Angeles jemandem den Kehlkopf zertrümmert«, sagte Harry. »Ich habe an den Knöcheln gespürt, wie da etwas kaputtgegangen ist. Und es hat mir gefallen.«

Alexandra starrte ihn mit großen Augen an. »Ihr habt euch geprügelt?«

»Ja.«

»Warum?«

Harry zuckte mit den Schultern. »Eine Kneipenschlägerei. Um eine Frau. Ich war betrunken.«

»Wie ist es dir ergangen?«

»Gut. Nach einem Schlag von mir war es vorbei.«

»Du hast ihm auf den Kehlkopf geschlagen?«

»Ja. Mit einem chisel fist . Ein besonders harter Faustschlag, wie mit einem Meißel.« Er hob die Hand an und zeigte es ihr. »Ich habe das von einem Nahkampfspezialisten gelernt, der Leute in Afghanistan ausgebildet hat. Das Ziel ist es, deinen Gegner so am Hals zu treffen, dass augenblicklich jeder Widerstand gebrochen wird, weil das Gehirn nur noch damit beschäftigt ist, an Sauerstoff zu kommen.«

»So?«, fragte sie und krümmte die ersten beiden Gelenke ihrer Finger.

»Ja«, sagte Harry, korrigierte die Position ihres Daumens, indem er ihn unter den gekrümmten Zeigefinger schob. »Und dann zielst du hierhin, auf den Kehlkopf.«

Er tippte mit dem Zeigefinger auf seinen eigenen Hals.

»He!«, rief er, als sie ohne jede Vorwarnung zuschlug.

»Du musst ruhig bleiben«, sagte sie lachend und schlug noch einmal zu.



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